Mittwoch, 21. April 2021

Rezension: Aus der Welt - Karl Ove Knausgård

Titel: Aus der Welt
Originaltitel: Ute av verden
Autor: Karl Ove Knausgård
Erscheinungsdatum: 19. Oktober 2020
Seitenzahl: 928
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Preis: 26€
Genre: Roman


Inhalt:
Hoch oben im Norden Norwegens spielt diese Geschichte, kurz vor der Jahrtausendwende. Der junge Henrik Vankel arbeitet hier als Aushilfslehrer. Selbsthass, Einsamkeit und Schamgefühle bestimmen sein Leben. Schon lange ist er aus der Welt gefallen, schon lange versteht er die Zeichen seiner Mitmenschen nicht mehr – schon lange verschwimmen ihm Traum und Realität. Bis ihm eines Tages klar wird, dass er sich verliebt hat. In eine seiner Schülerinnen. Eine eigentlich unmögliche Liebesgeschichte. Ist dies wirklich die Rettung – oder der Auftakt zum endgültigen Zusammenbruch?

„Aus der Welt“, das gefeierte Romandebüt von Karl Ove Knausgård, hat viele Facetten. Von Sprach- und Verbindungslosigkeit ist darin die Rede, vom verzweifelten Versuch, sich einen Sinn zu erschaffen in einem rätselhaften Dasein. Es erzählt die Geschichte einer Kindheit und Jugend im Norwegen der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, in einer Familie und einer Welt, in der Scham und Schuldgefühle zu den stärksten Triebfedern überhaupt gehören. Es ist das sprachmächtige Debüt eines jungen Schriftstellers, eine erbarmungslose Erkundung des männlichen Egos und der Selbstzerstörung, aber auch eine literarische Feier von überbordender Phantasie.

Meine Meinung:
Wenn ihr meinem Blog folgt habt ihr sicherlich mittlerweile mitbekommen, dass ich ein großer Fan Knausgårds bin und bereits einige seiner Bücher mit Begeisterung gelesen habe, darunter seine Vier Jahreszeiten Bände. Als nun dieses Buch endlich einmal auf deutsch erschien, das zudem sein Debüt ist, wollte ich natürlich gerne einen Blick hineinwerfen.
Das Cover passt mit seiner kühlen Welt sehr gut einerseits zum Standort des Protagonisten in Nordnorwegen und andererseits auch zu der oftmals kühlen Distanz, mit der er die Menschen um sich herum betrachtet.
Der Protagonist Henrik, den man im Laufe der Handlung immer besser kennenlernt, zeichnet sich nicht nur, wie so oft in Romanen, durch positive Charaktereigenschaften aus, sondern durch sehr viele negative, unter anderem durch den Zorn gegenüber seinem Vater und seinen Egoismus, der an der ein oder anderen Stelle zutage tritt. Trotz dieser Umstände stand ich während seiner Erzählungen meist auf seiner Seite, was daran liegen könnte, dass der Autor, wenn es um die Perspektive Henriks geht, die Ich-Erzählung verwendet. Auffallend ist auch, dass oftmals in der Gegenwart geschrieben wird, was meiner Meinung nach eine Unmittelbarkeit erzeugt, die die Spannung des Geschehens erhöht.
Es wird jedoch nicht immer aus der Sicht des Protagonisten, sondern auch aus der seiner Eltern oder einer unbekannten, allgemeinen Person erzählt, sodass auf den gut 900 Seiten viel Abwechslung entsteht. Auch handelt der Roman nicht ausschließlich vom Leben Henriks, er behandelt auch das Kennenlernen seines Vaters mit seiner Mutter und schafft somit das Porträt einer ganzen Familie. 
Wie es auch bei den anderen Büchern Knausgårds der Fall war, regt "Aus der Welt" fast unentwegt zum Nachdenken über das Leben, den Tod und viele andere Mysterien an, wodurch es einen philosophischen Beigeschmack erhält. Obwohl der Autor auf einer Vielzahl der Seiten in Beschreibungen von Landschaften, Personen oder Vorgängen schwelgt, wurde mir beim Lesen nie langweilig und ich habe das Buch relativ schnell ausgelesen. 
Nach der Lektüre von "Aus der Welt" hoffe ich, dass mir in naher Zukunft ein weiterer Roman Knausgårds in die Hände fallen wird.

Mein Fazit:
Ein Roman, der zum Nachdenken anregt und die Geschichte eines in sich gekehrten, ungewöhnlichen Mannes erzählt.

Vielen Dank an den Luchterhand Literaturverlag für das Rezensionsexemplar!

Aus der Welt bekommt von mir volle 5/5 Sterne!

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