Montag, 13. November 2017

Rezension: Im Herbst - Karl Ove Knausgård

Titel: Im Herbst
Originaltitel: Om høsten
Autor: Karl Ove Knausgård
Erscheinungsdatum: 18. September 2017
Seitenzahl: 288
Verlag: Luchterhand Literaturverlag 
Preis: 22,00€
Genre: Erzählungen 

Inhalt:
Die Jahreszeiten-Bände von Karl Ove Knausgård: "Im Herbst" ist der erste Teil einer aus vier Bänden bestehenden grandiosen Liebeserklärung an das Leben und die sinnlich erfahrbare Welt. Enthalten: Briefe an eine ungeborene Tochter, Reflektionen über alltägliche Phänomene. 

Ein Kind wird zur Welt kommen. Und ein Vater setzt sich hin, um ihm zu schreiben. Er will dem Kind zeigen, was es erwartet, die Myriade von Phänomenen und Materie, Tieren und Menschen, die wir die Welt nennen. Er schreibt über die Sonne und den Dachs, über die Thermoskanne und Urin, über das Bett und die Einsamkeit, während das Kind im Dunkeln wächst.

Meine Lieblingszitate:


Meine Meinung:
Der Klappentext dieses Buches hört sich, wie ich finde, sehr interessant an und auch das gemalte Cover ist sehr ansprechend gestaltet. „Im Herbst“ ist in die drei Monate September, Oktober und November aufgeteilt, denen jeweils ein Brief an die ungeborene Tochter des Autors vorangeht. Unter jedem Monat findet man zwanzig klitzekleine Kapitel, in denen es um alle möglichen alltäglichen, aber auch außergewöhnlichen Dinge geht, z.B. um Äpfel, Betten, Gesichter, Knöpfe und Erde.
All diese Erzählungen folgen aus dem Leben und den Erfahrungen des Autors. Er beschreibt Gegenstände, Tiere und Pflanzen, an denen oberflächlich gesehen nichts besonders ist, die auf den zweiten Blick jedoch von großer Bedeutung und Schönheit sind, mit solch einer Tiefgründigkeit, dass es mich zum Nachdenken über die groteskesten Dinge gebracht hat. Mein Buch sieht dementsprechend mit den vielen mit Klebezetteln markierten Stellen nun mehr blau als weiß aus. Ich könnte euch unter „Mein Lieblingszitat“ dementsprechend haufenweise faszinierende Textstellen zeigen.
 Oft erzählt Karl Ove Knausgård in der Ich-Perspektive und der Gegenwart, wodurch seine Beschreibungen noch realer werden. Zu diesen lebensechten Beschreibungen trägt außerdem sein offener, anschaulicher Schreibstil bei. Anders ausgedrückt: Der Autor nimmt wahrlich kein Blatt vor den Mund. Einige Bilder von Vanessa Baird regen zudem die Fantasie an und bringen den Kreislauf der Gedanken in Bewegung. Da Karl Ove Knausgård sich oft über außergewöhnliche Motive auslässt, gab es das ein oder andere Fremdwort, dass ich nachschlagen musste, sodass ich einige interessante Dinge gelernt habe.

Mein Fazit:
Eine Sammlung von Erzählungen über die kleinen, aber doch bedeutenden Dinge im Leben.

Vielen Dank an den Luchterhand Literaturverlag für das Rezensionsexemplar!

Im Herbst bekommt von mir volle 5/5 Sterne!

Freitag, 10. November 2017

Rezension: Das Licht zwischen den Wolken - Amy Hatvany

Titel: Das Licht zwischen den Wolken
Originaltitel: Somewhere Out There
Autorin: Amy Hatvany
Erscheinungsdatum: 26. Juni 2017
Seitenzahl: 512
Verlag: blanvalet 
Preis: 19,99€
Genre: Roman 

Inhalt:
Manchmal nimmt die Welt einem alles. Doch die Liebe einer Mutter überwindet jedes Hindernis.

Natalie ist fünfunddreißig, als sie erfährt, dass sie eine Schwester hat. Während sie selbst bei liebenden Adoptiveltern aufwuchs, wurde die damals vierjährige Brooke von einer Pflegefamilie zur nächsten gereicht und konnte nie verstehen, warum man sie von ihrer kleinen Schwester getrennt hatte. Doch es gibt eine Frage, auf die keine der beiden je eine Antwort erhalten hat: Warum hat ihre Mutter sie weggegeben? Gemeinsam machen sie sich auf die Suche, ohne zu ahnen, dass
die Wahrheit ihr Leben für immer verändern wird.

Mein Lieblingszitat:

Meine Meinung: 
Dieser Roman klingt, wie ich finde, nach einer Familientragödie von vielen. Doch schon nach wenigen Seiten habe ich gespürt, dass der Klappentext täuscht und das Buch sehr viel Potenzial besitzt. 
Es wird abwechselnd in der Perspektive der Mutter Jennifer und denen der beiden, schon erwachsenen Töchter Natalie und Brooke erzählt, sodass es mir echt leicht fiel, mich in die Hauptprotagonistinnen hineinversetzen und ihre Gedanken, ihre Gefühle und auch ihr Handeln nachzuvollziehen. Obwohl sie alle ihre schlechten Seiten hatten, konnte ich alle drei wunderbar verstehen, weil ihre Charaktere schlicht und ergreifend sehr präzise geschliffen waren. Auch einige Nebencharaktere, wie z.B. Natalies Mann Kyle und ihre beiden Kinder Haley und Henry waren mir sympathisch, es gibt einfach eine Menge schön ausgearbeiteter Protagonisten.
Von der Geschichte an sich bin ich ebenfalls sehr begeistert, es gibt verschiedene Handlungsstränge, die schließlich zusammengeführt werden und die Fragen, die ich mir die ganze Zeit über gestellt habe, wurden beantwortet. Das zentrale Thema des Romans ist das Verlangen nach einer Familie und nach dem Aufdecken der eigenen Wurzeln. An einigen Stellen regt die Geschichte natürlich zum Nachdenken an, der Roman besitzt viel Tiefe. Um die Waage wieder ins Gleichgewicht zu bringen, hat die Autorin glücklicherweise eine große Portion Humor beigefügt, sodass die Atmosphäre nicht ausschließlich ernst und traurig ist. 
Zum Ende möchte ich an dieser Stelle nur verraten, dass es, genau wie der Rest des Buches super authentisch erscheint und mich nicht so schnell losgelassen hat.

Mein Fazit:
Ein Roman, den ich jedem, den das Schicksal einer entzweigebrochenen Famile interessiert, wärmstens ans Herz legen kann.

Vielen Dank an den blanvalet Verlag für das Rezensionsexemplar!

Das Licht zwischen den Wolken bekommt von mir volle 5/5 Sterne!

Sonntag, 5. November 2017

Rezension: Gestern und heute und morgen - David Bergen

Titel: Gestern und heute und morgen
Originaltitel: The Age of Hope
Autor: David Bergen
Erscheinungsdatum: 10. Juli 2017
Seitenzahl: 320 Seiten 
Verlag: btb 
Preis: 10,00€
Genre: Roman

Inhalt:
Der wunderschönen Hope Plett, die 1930 in einer beschaulichen Kleinstadt bei Winnipeg in Kanada geboren wird, scheint ein eintöniges, konventionelles Leben bevorzustehen. Kirche, Ehe mit einem zuverlässigen Mann, Kinder. Ihr Schicksal liegt ausgebreitet vor ihr – genau wie die modernen Haushaltsgeräte in ihrem neuen Zuhause. Alles, was von ihr erwartet wird, ist Roy Koop eine gute Ehefrau zu sein. Und Roy liebt Hope sehr. Aber als die Jahrzehnte ins Land gehen, wird Hope von allem überwältigt, was eigentlich als sicher und vorhersehbar galt. Wo in ihrem eigenen Leben – zwischen den Bedürfnissen ihrer vier Kinder, den Erwartungen ihres Mannes und den Ideen ihrer feministischen Freundin Emily – ist Platz für sie selbst? Und wer ist sie überhaupt? Ehefrau? Mutter? Eines will sie ganz bestimmt nicht sein: Eine Frau, deren Leben nie gelebt wurde!

Mein Lieblingszitat:

Meine Meinung:
Dieses Buch wollte ich ganz einfach lesen, weil mich der Klappentext echt angesprochen hat. Wer macht sich nicht Gedanken über seine Zukunft und den Sinn des Lebens? Der Anfang hat mir auch ganz gut gefallen, es fängt mit der Hauptprotagonistin im zarten Alter von 18 Jahren an und ihrer Ausbildung zur Krankenschwester. Von da an wird nach und nach ihr ganzes Leben vor dem Leser ausgebreitet. Leider konnte ich mich nicht so gut in Hope hineinversetzten, da weder in der Ich-Perspektive, noch der Gegenwart erzählt wurde, und ich ihr ständiges Anpassen an die Norm nicht recht nachvollziehen konnte. Ihr beschriebenes Leben war für mich, bis auf ein paar Ausnahmen und interessante Erlebnisse, ziemlich langweilig, sodass das Lesen an einigen Stellen etwas langatmig wurde. Natürlich kann es sein, das der Großteil der Leben recht eintönig von statten geht, dass das also nur eine Beschreibung des Alltags und der Realität einer Durschnittsperson, die in den 1930ern geboren wurde, ist. Für mich persönlich war es trotzdem etwas trist zu lesen und hinterließ einen deprimierenden Beigeschmack. Jetzt zu den guten Eigenschaften des Romans: Hopes vier Kinder Judith, Conner, Penny und Melanie waren alle in ihrem Charakter schön ausgefeilt dargestellt, genauso wie ihre beste Freundin Emily und der Roman behandelt einige wichtige Themen des Lebens, darunter Familie und Selbstverwirklichung. Zudem enthält das Buch einige, zum Nachdenken anregende Absätze und lässt einen nach Beenden des Romans nicht so schnell los. Gut gefallen hat mir auch das Ende, dass zwar nicht sonderlich überraschend, aber schön geschrieben ist.

Mein Fazit:
Ein Buch, das das Leben einer durchschnittlichen Frau, geboren in den 193ern, mitsamt den schönen und den schlechten Seiten dokumentiert, wobei das Augenmerk auf das Konstrukt der Familie gelegt wird.

Vielen Dank an den btb Verlag für das Rezensionsexemplar!

Gestern und heute und morgen bekommt von mir 3/5 Sterne!

Donnerstag, 2. November 2017

Rezension: Dann schlaf auch du - Leïla Slimani

Titel: Dann schlaf auch du 
Originaltitel: Chanson douce
Autorin: Leïla Slimani
Erscheinungsdatum: 21. August 2017
Seitenzahl: 224
Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Preis: 20,00€
Genre: Roman/Krimi


Inhalt:
Sie wollen das perfekte Paar sein, Kinder und Beruf unter einen Hut bringen, alles irgendwie richtig machen. Und sie finden die ideale Nanny, die ihnen das alles erst möglich macht. Doch wie gut kann man einen fremden Menschen kennen? Und wie sehr kann man ihm vertrauen?

Sie haben Glück gehabt, denken sich Myriam und Paul, als sie Louise einstellen - eine Nanny wie aus dem Bilderbuch, die auf ihre beiden kleinen Kinder aufpasst, in der schönen Pariser Altbauwohnung im 10. Arrondissement. Wie mit unsichtbaren Fäden hält Louise die Familie zusammen, ebenso unbemerkt wie mächtig. In wenigen Wochen schon ist sie unentbehrlich geworden. Myriam und Paul ahnen nichts von den Abgründen und von der Verletzlichkeit der Frau, der sie das Kostbarste anvertrauen, das sie besitzen. Von der tiefen Einsamkeit, in der sich die fünfzigjährige Frau zu verlieren droht. Bis eines Tages die Tragödie über die kleine Familie hereinbricht. Ebenso unaufhaltsam wie schrecklich.

Mein Lieblingszitat:

Meine Meinung:
Da ich von diesem Buch aus Frankreich schon viel Gutes gehört habe, wollte ich es auch unbedingt lesen. Als ich einmal mit dem Lesen angefangen hatte, konnte ich den Roman kaum aus der Hand legen und habe ihn in einem Rutsch durchgelesen. Ich konnte sofort nachvollziehen, warum dieses Buch den höchsten Literaturpreis Fankreichs im Jahre 2016 gewonnen hat. Leïla Slimani schreibt mal in der Vergangenheit, mal in der Gegenwart, sodass bestimmte Handlungen und Dialoge in ihrer Erzählung hervorgehoben werden. Ihr Schreibstil, der sehr poetisch ist, beschreibt sehr realitätsnah das Leben einer durchschnittlichen Familie, mitsamt der kleinen, schönen Momente und der düsteren Launen. Oft gibt sie Einblicke in die Vergangenheit einzelner Charaktere, und auch in ihre Gedanken und Gefühle. Meiner Meinung nach ist das sehr wichtig, um die Hauptprotagonisten in ihrem Handeln zu verstehen. Auf der einen Seite stehen Myriam und Paul mit ihren beiden kleinen Kindern Mila und Adam, auf der anderen ihre perfekt erscheinende Nanny Louise. Im Verlauf des Buches bröckelt die Fassade der idealen Kinderfrau und nach und nach wird ihre Einsamkeit und ihre Verzweiflung offenbart. Obwohl schon im ersten Satz des Buches der Ausgang desselben angekündigt wird, bleibt während der ganzen Handlung die Spannung auf einem hohen Level erhalten und man hofft auf eine Wendung des Schicksals. Nachdem ich das Buch beendet hatte, habe ich noch einige Minuten fassungslos dagesessen und über diese unglaublich erschreckende Geschichte nachgedacht.

Mein Fazit:
Dieser Romsn illustriert die schlimmsten Alpträume, die zwei Eltern haben können und erzeugt dabei eine so große Spannung, dass man das Buch gar nicht aus der Hand legen möchte.

Ein großes Dankeschön an den Luchterhand Literaturverlag für das Rezensionsexemplar!

Dann schlaf auch du bekommt von mir volle 5/5 Sterne!

Mittwoch, 1. November 2017

Rezension: Das Geheimnis des alten Mönches - Jan-Philipp Sendker

Titel: Das Geheimnis des alten Mönches
Autor: Jan-Philipp Sendker
Erscheinungsdatum: 11. September 2017
Seitenzahl: 288
Verlag: Blessing
Preis: 20,00€
Genre: Märchen und Fabeln


Inhalt:
"Ich habe Burma seit 1995 mehrere Dutzend Male bereist, und bei den Recherchen für meine Romane Das Herzenhören und Herzenstimmen wurden mir immer wieder Märchen und Fabeln erzählt. Zum einen waren das bewegende Geschichten, die von dem mythologischen Reichtum der verschiedenen Völker Burmas erzählten, von der Spiritualität der Menschen und wie tief buddhistisches Denken die Gesellschaft über Jahrhunderte geprägt hat. Andere waren so fremd und skurril und kamen ohne eine sich mir erschließende Moral aus, sodass ich sie gar nicht einordnen konnte. Wieder andere erinnerten mich an die Märchen meiner Kindheit, nur dass hier Affen, Tiger, Elefanten und Krokodile die Fantasiewelt bevölkerten statt Igeln, Eseln oder Gänsen. Die Lehren, die sie vermitteln wollten, ähneln denen der Brüder Grimm oder Hans Christian Andersens und ich verstand, wie sehr sich alle Kulturen in ihren Mythen aus dem universellen Fundus menschlicher Weisheit bedienen." - Jan-Philipp Sendker

Mein Lieblingszitat:

Meine Meinung:
Für mich klang der Klappentext dieses Buches unglaublich interessant, da ich ein großer Fan von Märchen bin. Jan-Philipp Sendkers Märchensammlung enthält gut fünfzig kleine Märchen, die sich mit sehr unterschiedlichen Themen, darunter Familie, Liebe und Verlust beschäftigen, wobei einige etwas brutal sind und nichts beschönigen. Obwohl das Buch nicht viele Seiten hat, sollte man sich einige Zeit für die Geschichten nehmen, da jede einzelne zum Nachdenken anregt. Da Sendker schon viel in Burma herumgekommen ist, spiegeln die Erzählungen die Ansichten, die Kultur und die Religion Burmas gut wieder. So treten oft Wesen, wie z.B. Drachen und Nats (verehrte Geister) auf und Tiere besitzen die Fähigkeit zu sprechen. Die Charaktere sind, wie gewöhnlich in Märchen, von Grund auf verschieden und waren mir mal sympathisch, mal nicht. Am Ende der einzelnen Fabeln findet man manchmal eine Lehre vor, mit dem Ziel, die Gedanken, und vielleicht auch Taten der Leser zu beeinflussen. Auch die angewandte Sprache und der Schreibstil erinnern an Märchen und eine fremde Kultur und helfen dabei, sich in das Geschehen zu vertiefen. Sehr gut gefallen hat mir, dass der Autor am Anfang des Buches in einem Vorwort über seine Reisen nach Burma und seine Erfahrungen dort geschrieben hat, um die Leser in diese fremde Welt einzuführen. Am Ende hat er noch einmal die Entwicklung Burmas in den letzten Jahren dokumentiert und ein Fazit gezogen, was dem Buch einen schönen Rahmen verpasst hat.

Mein Fazit:
Ein Buch für jeden, der sich für Märchen und für das Kennenlernen einer völlig neuen Kultur begeistern kann!

Vielen Dank an den Blessing Verlag für die freundliche Bereitstellung des Buches!

Das Geheimnis des alten Mönches bekommt von mir volle 5/5 Sterne!