Dienstag, 28. August 2018

Rezension: Marie - Steven Uhly

Titel: Marie 
Autor: Steven Uhly
Erscheinungsdatum: 12. Februar 2018
Seitenzahl: 272
Verlag: btb
Preis: 10,00€
Genre: Roman 

Inhalt:
Der zwölfjährige Frido erzählt seiner kleinen Schwester Chiara eine aufwühlende Gutenachtgeschichte. Sie handelt von einem alten Mann, der ein Baby stiehlt. Als Chiara kurz darauf ihrer Mutter davon erzählt, reagiert diese schockiert. Im Affekt schlägt sie ihre Tochter. Von diesem Moment an gerät die kleine Familie aus dem Gleichgewicht. Veronika Kelber reibt sich auf zwischen ihrem Leben als Alleinerziehende und dem Anspruch, eine gute Mutter zu sein. Und dann ist da noch der Schmerz einer unsichtbaren Wunde, Schuldgefühle und die Erinnerung an ein furchtbares Versagen...

Mein Lieblingszitat:

Meine Meinung:
Nachdem ich den Klappentext zu diesem Buch gelesen habe, wurde ich sofort neugierig auf die Geschichte.
Einmal mit dem Lesen angefangen, habe ich das Buch fast in einem Rutsch gelesen und kaum aus der Hand gelegt. Der Schreibstil hat mich sofort gefangen genommen, der Autor schreibt in der Gegenwartsform und wechselt zwischen den Perspektiven der verschiedenen Personen. Ich konnte wirklich jeden Charakter, aus dessen Sicht geschrieben wurde, gut verstehen und seine oder ihre Gedanken und Gefühle nachvollziehen. Am sympathischsten jedoch waren mir die drei Kinder Frido, Mira und Chiara. Frido, der mit zwölf Jahren fast die ganze Verantwortung für seine beiden kleinen Geschwister auf sich nehmen muss. Mira, die sich eine richtige Familie mit Eltern, die sich um ihre Kinder kümmern, wünscht. Und schließlich die sechsjährige neugierige und aufgeweckte Chiara, die sich schlicht und ergreifend etwas Aufmerksamkeit von seitens ihrer Mutter wünscht. Auch die Geschichte an sich ist emotional total fesselnd und lässt einen nicht mehr los.
Im Roman ist kaum Humor enthalten, was die Atmosphäre zwar etwas düster, aber dafür so gestaltet, dass alles, was passiert sehr realistisch erscheint. Ich würde es sofort glauben, würde mir jemand sagen, dass es sich um eine wahre Begebenheit handelt, die der Autor niederschrieb.
Über den Inhalt möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel sagen, um euch nicht alles vorweg zu nehmen. ;)
Ich kann nur sagen, dass mir auch das Ende wirklich gut gefallen hat und ich nach der Lektüre jetzt sehr gerne den Vorgängerband „Glückskind“ lesen würde!

Mein Fazit:
Ein realitätsnaher, äußerst fesselnder Roman, der einen nicht mehr loslässt.

Vielen Dank an den btb Verlag für das Rezensionsexemplar!

Marie bekommt von mir volle 5/5 Sterne!

Donnerstag, 23. August 2018

Rezension: Strafe - Ferdinand von Schirach

Titel: Strafe
Autor: Ferdinand von Schirach
Erscheinungsdatum: 5. März 2018
Seitenzahl: 192
Verlag: Luchterhand Literaturverlag 
Preis: 18,00€
Genre: Kurzgeschichten


Inhalt:
Was ist Wahrheit? Was ist Wirklichkeit? Wie wurden wir, wer wir sind?

Ferdinand von Schirach beschreibt in seinem neuen Buch "Strafe" zwölf Schicksale. Wie schon in den beiden Bänden "Verbrechen" und "Schuld" zeigt er, wie schwer es ist, einem Menschen gerecht zu werden und wie voreilig unsere Begriffe von "gut" und "böse" oft sind.

Ferdinand von Schirach verurteilt nie. In ruhiger, distanzierter Gelassenheit und zugleich voller Empathie erzählt er von Einsamkeit und Fremdheit, von dem Streben nach Glück und dem Scheitern. Seine Geschichten sind Erzählungen über uns selbst.

Mein Lieblingszitat:

Meine Meinung:
Ich finde, dass der Klappentext zu dieser Sammlung von Kurzgeschichten einfach unglaublich ansprechend ist, da sich doch jeder fragt, was oder wer zu „gut“ und was zu „böse“ gehört. Zudem hatte ich vorher schon gutes vom Autor gehört und wollte nun wissen, was an den begeisterten Meinungen dran ist. 
Ich kann schon an dieser Stelle sagen, dass ich dieses Buch an einem Tag verschlungen habe. Einmal mit dem Lesen angefangen, habe ich es nicht mehr aus der Hand legen können und in einem Rutsch alle zwölf Kurzgeschichten gelesen. Die Charaktere variieren von Geschichte zu Geschichte, sie sind unterschiedlich alt, unterschiedlichen Geschlechts und unterscheiden sich natürlich auch in ihren Chraktermerkmalen. Auch der Schreibstil wechselt immer wieder, mal wird in der Ich-Perspektive und der Gegenwart, mal von einem personalen Erzähler und in der Vergangenheit geschrieben, was für ein abwechslungsreiches Lesevergnügen sorgt. Die Handlung hat immer gemeinsam, dass irgendeine Art von Verbrechen begangen wird und es für dieses Verbrechen irgendeine Art von Strafe gibt. Beim Lesen war ich teilweise etwas verstört von den Dingen, die die Menschen getan haben, was das Buch meiner Meinung nach aber noch interessanter gemacht hat. In vielen der Geschichten verdient der Schuldige seine Strafe, in anderen dagegen fühlt es sich eher wie die Ironie des Schicksals an, wenn ein „Verbrecher“ durch ein ungerechtfertigtes Gerichtsurteil seiner Strafe entgeht und in die Freiheit entlassen wird. Dieses Buch zeigt wirklich, dass die Welt nicht immer gerecht ist und oft die falschen Menschen in den Fokus der Aufmerksamkeit schiebt. 
Ich bin definitiv begeistert von Ferdinand von Schirachs Talent, ironische Geschichten zu erzählen, die einen sprachlos zurücklassen! Er nimmt kein Blatt vor den Mund und erzählt mit unwahrscheinlicher Offenheit!

Mein Fazit:
Geschichten, die schockieren und die Sprache verschlagen!

Ein großes Dankeschön an den Luchterhand Literaturverlag für die Bereitstellung des Buches!

Strafe bekommt von mir volle 5/5 Sterne!

Mittwoch, 22. August 2018

Rezension: Im Sommer - Karl Ove Knausgård

Titel: Im Sommer 
Originaltitel: Om sommeren 
Autor: Karl Ove Knausgård 
Erscheinungsdatum: 29. Mai 2018
Seitenzahl: 496
Verlag: Luchterhand Literaturverlag 
Preis: 24,00€
Genre: Erzählungen 


Inhalt:
Die Jahreszeiten-Bände von Karl Ove Knausgård: "Im Sommer" ist der vierte und letzte Teil einer grandiosen Liebeserklärung an das Leben und die sinnlich erfahrbare Welt - geschrieben von einem Vater für seine jüngste Tochter. 

Knausgård schreibt über Wassersprenger und Schnecken, Rote Johannisbeeren und Tränen, über Weidenröschen, den Zirkus, Marienkäfer und das Fischen von Krabben. Er führt auch Tagebuch, in dem die kleinen Ereignisse im Leben einer Familie vor dem Hintergrund all dessen registriert werden, was ein Sommer an Gedanken, Erinnerungen, Sehnsüchten, Erlebnissen von Kunst und Literatur zum Leben erweckt.

Mein Lieblingszitat:

Meine Meinung:
Nachdem ich von den ersten drei Teilen der Jahreszeiten-Bände wirklich angetan war, wollte ich das finale Buch der Reihe als Abschluss auch noch lesen.
 Zuerst einmal mag ich, wie auch bei den vorigen Büchern, das Cover und die Aufmachung sehr, das Buch ist von Seite zu Seite mit passenden Aquarellen von Anselm Kiefer gespickt, die die Fantasie anregen. Wie bei „Im Herbst“ und „Im Winter“ schreibt Karl Ove Knausgård über ganz alltägliche Dinge, wie z.B. roten Johannisbeeren, Mücken, Fahrräder und Salz. Diesmal schiebt er zwischendurch jedoch Tagebucheinträge der Monate Juni und Juli ein, in denen er von seinem Familienleben berichtet, sie ähneln seinen Erzählungen in „Im Frühling“. Diese Kombination aus beidem hat, wie ich finde, für etwas Abwechslung gesorgt.
 Wie ich es von Karl Ove Knausgård gewohnt bin, regen seine Texte meist zum Nachdenken über Gott und die Welt an. Mit seinem manchmal objektiven, manchmal subjektiven Schreibstil gewinnt er seinem eher gewöhlichen Alltag etwas sehr ungewöhnliches ab. Die alltäglichsten Dinge bekommen bei näherer Betrachtung eine ganz neue Bedeutung, sie erscheinen oberflächlich gesehen normal und unwichtig, dann aber ungewöhnlich wichtig.
 Nach der Lektüre diesen Buches werde ich mich gerne nach anderen Büchern des Autors umsehen!

Mein Fazit:
Eine neue Perspektive auf die ganz alltäglichen Dinge im Leben.

Vielen Dank an den Luchterhand Literaturverlag für das Rezensionsexemplar!

Im Sommer bekommt von mir volle 5/5 Sterne!

Freitag, 17. August 2018

Rezension: Der große Augenblick - Clarice Lispector

Titel: Der große Augenblick 
Originaltitel: A hora da estrela
Autorin: Clarice Lispector
Erscheinungsdatum: 14. Mai 2018
Seitenzahl: 128
Verlag: btb
Preis: 9,00€
Genre: Roman 

Inhalt:
Macabéa schlägt sich in der rauen Hafengegend von Rio de Janeiro mit Schreibarbeiten durch. Niemand, nicht einmal ihr Freund, hat das unansehnliche, unterernährte Mädchen aus dem armen Norden gern. Aber Macabéa besitzt eine große innere Freiheit: Sie scheint einfach nicht zu wissen, wie unglücklich sie sein müsste.

Mein Lieblingszitat:

Meine Meinung:
Nachdem ich den Klappentext dieses Romans gelesen habe wurde ich neugierig auf die Geschichte. Am Anfang stellt sich ein fiktiver Autor vor und philosophiert, nach meinem Eindruck, sehr viel herum, sowohl über seine bevorstehend zu erzählende Geschichte, als auch über sich selbst. Es dauert einige Seiten bis er beginnt, seine Erzählung rund um die unter armen Verhältnissen lebende Macabéa zu Papier zu bringen. Diese Geschichte ist eine sehr bedrückende, aber auch wirklich realitätsnähe und beinhaltet neben der Hauptprotagonistin nur wenige Figuren. Diese Figur wird dafür in ihrer Komplexität beleuchtet, es entsteht ein Porträt, dass ihre Armut und gleichzeitig ihre Naivität und Anpassungsfähigkeit an ihr Schicksal offenbart.
Das Besondere an diesem Buch ist auch, dass manche Teile von Macabéas Leben zum Hineinversetzen genau beschrieben werden, während andere nur grob in den Fokus der Aufmerksamkeit geraten. Auch der Schreibstil ist nicht ganz alltäglich, es tauchen von Seite zu Seite poetische Sätze auf, die einen wirklich innehalten und für einen Moment nachdenken lassen. Die Autorin nimmt wahrlich keine Hand vor den Mund und berichtet wie aus dem Leben des jungen Mädchens gegriffen. Da ich nicht zu viel über das Ende verraten möchte sage ich nur, dass es, genau wie der Anfang sehr außergewöhnlich und überraschend ist.

Mein Fazit:
Ein objektiver Blick auf das Leben eines von der Armut geprägten Mädchens.

Dankeschön an den btb Verlag für das Rezensionsexemplar!

Der große Augenblick bekommt von mir 4/5 Sterne!

Donnerstag, 16. August 2018

Rezension: In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter - Wakayama Bokusui

Titel: In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter
Autor: Wakayama Bokusui
Erscheinungsdatum: 19. März 2018
Seitenzahl: 144
Verlag: Manesse
Preis: 16,00€
Genre: Lyrik


Inhalt:
31 Silben und 5 Zeilen, die die Welt anhalten

Tanka, diese älteste Gedichtform Japans, bannt den Augenblick zu einem lyrischen Schnappschuss des Lebens. Ursprung des Haiku, schließen sich auch beim Tanka Spontanität und tiefe Allgemeingültigkeit nicht aus, wie die vorliegende Auswahl eindrücklich beweist: Sie folgt in über 250 Fünfzeilern dem japanischen Tanka-Großmeister Wakayama Bokusui, zeugt von dessen intensiven Naturbegegnungen, von gelingender und vergehender Liebe und tiefen seelischen Krisen. Radikal subjektiv, doch angenehm unpathetisch im Ton, lassen seine 100 Jahre alten Gedichte einen modernen Zeitgenossen erkennen.

Mein Lieblingszitat:

Meine Meinung:
Für dieses kleine Büchlein habe ich mich erwärmen können, weil ich mich sehr für japanische Kultur und Literatur interessiere. Über einige Jahre (Anfang des 20. Jahrhunderts) schrieb Wakayama Bokusui Tankas, fünfzeilige Gedichte, von denen eine kleine Auswahl hier abgedruckt werden. Thema seiner Gedichte ist meist die Natur, die die jeweilige Jahreszeit wiederspiegelt. So tauchen die Motive Berg, Wald und Fluss sehr oft in seinen Fünfzeilern auf.
Eduard Klopfenstein, der die Gedichte auswählte und übersetzte hat klugerweise das zugehörige Datum der Werke beigefügt, sodass erkennbar wird, dass die Literatur Bokusuis nicht nur die Natur, sondern ebenfalls seine entsprechende Lebenssituation zeigt. So wird sichtbar, wenn für ihn eine Liebe zuende geht, wenn seine Kinder geboren werden oder er lange andauernd Reisen unternimmt. Die Sprache und die Satzstellung unterscheiden sich von herkömmlichen Gedichten, machen das ganze aber noch interssanter. Beim Lesen konnte ich über viele Zeilen nachdenken und habe erst einmal inne gehalten.
Gefallen hat mir außerdem, dass der Band in fünf Kapitel eingeteilt wurde, um einen besseren Überblick in das Leben des Autors zu bringen. Auch wurden teilweise die Originalfassung der Gedichte abgedruckt, sowohl als Schriftzeichen, als auch als Wortlaut, was die Stimmung der Werke japanischer gefärbt hat. Zum Schluss gibt der Autor eine Zusammenfassung des Lebens von Wakayama Bokusui und zeichnet ein kleines Porträt der damaligen Kultur Japans nach, sodass auch ein bisschen Hintergrundswissen beim Leser ankommt.

Mein Fazit:
Für Interessenten der japanischen Kultur absolut zu empfehlen!

 Vielen Dank an den Manesse Verlag für die Bereitstellung des Buches!

In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter bekommt von mir volle 5/5 Sterne!