Mittwoch, 19. Juli 2017

Blog-Tour Tag 6: Was Astrid Fritz zum Schreiben braucht: ihren PC, viel Ruhe und eine Tüte Haribo

Im folgenden Beitrag, der aus der Feder von Astrid Fritz stammt, könnt ihr etwas über ihre Schreibgewohnheiten erfahren. Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen!





Zwei Fragen werden mir bei Lesungen oder in Interviews immer wieder gestellt: wie denn mein Arbeitstag aussehe und wie ich beim Schreiben vorgehe. Zu Letzterem: Das Schreiben selbst ist, erst recht bei historischen Romanen, nur ein Teil der Schriftstellerei. Da muss erst mal die Buchidee entwickelt, müssen Handlungsstruktur und die wichtigsten Figuren entworfen werden, bevor es ans eigentliche Schreiben geht. Nebenbei gilt es, online präsent zu sein über Leserunden und die eigene Website, Lesungen müssen vorbereitet und Emails oder Briefe beantwortet werden, und dann sind da auch noch die leidigen Büro- und Steuertätigkeiten. Einen ganz großen Raum nimmt bei mir natürlich die Recherche ein, aber darauf komme ich gleich noch zurück.

Ansonsten ist mein Arbeitstag eigentlich ziemlich unspektakulär: Nach einem guten Frühstück mit der Stuttgarter Zeitung (beides sehr wichtig!) schalte ich so gegen halb neun den PC ein. Bin ich schon im Schreibprozess, dann ist der Vormittag meine beste Zeit. Dabei muss ich möglichst ungestört sein, nehme das Telefon nur in Notfällen ab, weil ich mich völlig konzentriert einlassen muss auf den Stoff. Mein Maskottchen, die lesende Magd aus Oberammergau, strahlt hierzu die nötige Ruhe aus. Übrigens schreibe ich immer vom Anfang aufs Ende zu, arbeite mich quasi wie ein Maulwurf durch meine Geschichte.

Nach etwa vier bis fünf Stunden reicht es denn auch, und ich gönne mir eine zweistündige Mittagspause mit Kochen, Essen, Lektüre der restlichen Zeitung (wobei ich dann nicht selten einnicke auf dem Sofa) oder einem Ausflug an die frische Luft. Am Nachmittag überarbeite ich dann nochmals das Geschriebene (mehr als vier bis fünf Manuskriptseiten pro Tag sind es selten), dann ist Organisatorisches an der Reihe, siehe oben, oder das Vorbereiten
von Lesungen, Vorträgen, Online-Texten. Das kann bis zum frühen Abend gehen, und kurz vor Abgabeterminen muss auch mal ein Samstag oder Sonntag dran glauben.





Wenn man vom Schreiben lebt, ist die Schriftstellerei also ein Fulltime-Job, und wie bei anderen Berufstätigen kommt der Haushalt immer zuletzt. Das Schöne an meinem Beruf ist aber, dass ich mir die Zeit frei einteilen kann: Etwa im Sommer morgens schwimmen gehen und dafür abends länger dran bleiben.

Die sogenannten Schreibblockaden kenne ich natürlich auch. Da ich aber historische Romane schreibe, gibt es zwischendurch immer noch genügend Details zu recherchieren (wie hießen damals die Stadttore von Stuttgart? Ab wann gab es Postkuschen oder Tabak und Kaffee?), und am nächsten Tag sind solche Blockaden meist schon wieder vorbei. Was meinem Denkvermögen übrigens auch wieder auf die Sprünge hilft, ist ein Energielieferant namens Haribo (Achtung, Schleichwerbung!). Ich liebe fast alle Sorten und muss an mich halten, die Dinger nicht tütenweise zu essen.





Mein Arbeitsalltag ist also ziemlich durchstrukturiert, und es braucht Disziplin, was mich manchmal selbst wundert, da ich eigentlich eher ein chaotischer Mensch bin. Aber anders geht es nicht, da ich mich, wie jede „Projektleiterin“, an Termine halten muss. Wenn ich dann mal auf Lesereisen oder Recherchefahrten bin, merke ich, wie mein Arbeitsrhythmus plötzlich durcheinander gerät. So eingefahren bin ich schon, denke ich dann.

Wie komme ich nun an die zahlreichen Details für meine historischen Romane? Wie die meisten Autoren arbeite ich am PC, sammle zu allen möglichen Themen Fakten, die ich in Dateien packe, und recherchiere hierzu natürlich auch im Internet, wo inzwischen viele Originalquellen abrufbar sind (ansonsten ist das Internet ein Gemischtwarenladen, in dem sich neben erhellenden Beiträgen ganz schön viel Ramsch tummelt). Die vielleicht wichtigste Basis bilden nach wie vor meine zahlreichen Nachschlagewerke und Sachbücher zu Alltags- und Zeitgeschichte, oft mit Quellentexten und tollem Bildmaterial – auf der Seite http://astrid-fritz.de/arbeitsplatz.html habe ich einen kleinen Ausschnitt aus meinen sieben Metern Bücherregal dokumentiert.

Ich lese also sehr viel (und gerne!), bevor ich loslege, bei wichtigen Schauplätzen arbeite ich mich auch durch die jeweiligen Stadt- und Landesgeschichten. Richtig Spaß macht dann die Recherche vor Ort, mit Kamera und Notizblock, wo ich historische Schauplätze auf mich wirken lassen kann und möglichst ein Heimat- und Stadtmuseum besuche. In einem dieser Blog-Beiträge habe ich meine Recherchereise in den Hunsrück für die „Räuberbraut“ dokumentiert.





Übrigens stoße ich auf meine neuen Buchideen fast immer beim Recherchieren. Beispielsweise hatte ich für meine Arbeit an der “Gauklerin“ das Nördlinger Stadtmuseum besucht und dort eine Deckenfahne entdeckt, mit Infos über den Schneidergesellen Adam Portner, der sich als Frau entpuppte und deshalb 1565 vor Gericht kam. Als ich dann über das Stadtarchiv noch weitere Fakten und Details bekam, wurde mir klar: Das ist der Stoff für einen Roman!
Ach ja, fast hätte ich’s vergessen: Von der Idee bis zum fertigen Buch mit 400 bis 500 Seiten geht bei mir ein gutes Jahr ins Land, und langweilig wird’s dabei eigentlich nie …


An dieser Stelle möchte ich mich für diesen Einblick ganz herzlich bei der Autorin bedanken!

Wenn ihr jetzt neugierig auf das Buch geworden seid, könnt ihr gerne auf meinem Instagram Account @buecherecke vorbeischauen, da ich dort ein Exemplar von "Die Räuberbraut" verlosen werde!

Morgen könnt ihr den nächsten Beitrag bei fraugoetheliest.wordpress.com lesen.



Hier zur Übersicht noch einmal die einzelnen Stationen der Blog-Tour:


14. Juli: Von der Musikkneipe zum Buchprojekt
rowohlt.de


15. Juli: Mit einem Bein im Gefängnis (I): Frauen im fahrenden Volk
die-rezensentin.blogspot.de



16. Juli: Mit einem Bein im Gefängnis (II): Frauenleben im Räubermilieu zwischen Angst und Emanzipation
dierabenmutti.de



17. Juli: Astrid Fritz’ Reise durch den idyllischen Hunsrück – mit der Kamera auf den Spuren der Schinderhannesbande
klusiliest.blogspot.com



18. Juli: Schinderhannes' Schauplätze im Spiegel der Zeit
nichtohnebuch.blogspot.de



19. Juli: Was Astrid Fritz zum Schreiben braucht: ihren PC, viel Ruhe und eine Tüte Haribo
buecherecke8.blogspot.de



20. Juli: Astrid Fritz im Gespräch - ein Interview
fraugoetheliest.wordpress.com



21. Juli: Astrid Fritz liest «Die Räuberbraut» - ein Video
goldkindchen.blogspot.com

















4 Kommentare:

  1. Hallo,
    ein sehr interessanter Beitrag! Vorlalem Autoren, die historische Romane schreiben müssen irrsinnig viel recherchieren. Das muss SEHR arbeitsaufwendig sein....aber auch interessant, wie man oben herauslesen kann (Schneidergeselle Adam Porter).
    Liebe Grüße
    Martina
    stamplover@gmx.at

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    1. Hallo Martina,
      da kann ich Dir nur zustimmen!
      Ich freue mich sehr, dass die Autorin uns einen so interessanten Einblick in ihre oft aufwendige Arbeit gibt.
      Viele Grüße,
      Laura

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  2. Hallo, spannende Einsicht in den Alltag der Autorin, bei Instagram bin ich leider nicht,

    viele Grüße, Jutta

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    1. Hallo Jutta,
      ich kann Dich gerne trotzdem in den Lostopf werfen, wenn Du möchtest.
      Liebe Grüße,
      Laura

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